Die Geschichte von Gut Kamp - hier Teil I , Teil II und Teil III - ist untrennbar mit dem Schleswiger Kaltblut verbunden! Weiter geht es nun mit Teil IV.
Die Schleswiger Zucht mit ihren Höhen und Tiefen
Bis nach dem zweiten Weltkrieg waren die Zug- und Arbeitspferde in ganz Europa auf den Höfen eine Selbstverständlichkeit gewesen
Die Rationalisierung, Mechanisierung und die steigenden Lohnkosten veränderten alles. Viele Pferderassen und vornehmlich die Kaltblüter wurden auf einen Restbestand von wenigen Tieren reduziert.
In Deutschland blieb nur 1 Prozent der früheren Kaltblutbestände erhalten.
Der Bauer konnte es sich nicht mehr leisten, in die Pferdezucht zu investieren.
Hervorragende Tiere gingen den Weg zum Schlachter. Und der Traktor war auf dem Vormarsch, denn dieser brauchte nicht 365 Tage im Jahr Hege, Pflege und Futter und schaffte obendrein mehr als die Pferdegespanne und dies mit nur einem Mann.
Es gab im Lande aber doch einige Züchter, die ihren Schleswigern treu blieben.
Mein Schwiegervater Jürgen Isenberg war so einer davon, denn er konnte sich einen Bauernhof ohne Pferde nicht vorstellen.
Er besuchte die letzten Schleswigerzüchter und beschwor sie, nicht aufzugeben.
Er suchte auch alle Leute auf, die dem Schleswiger Pferd Einsatzmöglichkeiten bieten konnten und führte ihnen ihre Leistungsfähigkeit vor: Brauereien mit Repräsentationsgespannen, Baumschulen, Forstbetriebe, Touristenzentren etc. und zeigte die Tieren auf landwirtschaftlichen Ausstellungen.
Eine Zeitlang, als gar nichts mehr ging, half es nur noch weiter, sie als Schlachttiere zu züchten.
Während andere ihre letzten Pferde zum Schlachthof brachten, kaufte mein Schwiegervater Schleswiger dazu und arbeitete auch weiterhin mit den Pferden.
Für den Betrieb Gut Kamp war diese Entscheidung ein Nachteil und der Hof schrieb rote Zahlen. Es war eine harte Zeit, aber aus Liebe zu den Schleswigern machte Jürgen mit der Zucht weiter. Der Bestand verringerte sich zwar auch ein wenig, doch es wurde weiter gearbeitet.
Zur Übersicht der Schleswiger Bestände:
1901 gab es 1860 eingetragende Stuten
1910 waren es 10313.
Dann erfolgte ein Einbruch, weil Nord-Schleswig an Dänemark abgetreten werden mußte und ein Teil des wertvollen Stutenbestandes ging an Dänemark über.
Deshalb waren es dann 1931 nur 1836 eingetragende Stuten.
Danach dehnte sich der Bestand nach Süden und ins Mecklenburgische aus und nach dem Krieg erreichte er 1949 den Höchststand, den der Schleswiger Verband je verzeichnen konnte, nämlich 25000 Stuten!
02.10.2020 Bente Isenberg