Oder auch: "Wie eine Fjordpferdeliebe entstand."
Wir müssen ein bisschen in die Vergangenheit reisen…
Es ist 1996 und ich bin 11 Jahre alt.
Geboren als Stadtkind in einer der größten Städte Sachsen-Anhalts und dort auch aufgewachsen, war es in den 90er Jahren nahezu unmöglich, guten Reitunterricht zu erhalten.
Sicherlich gab es die eine oder andere "Reitschule". Aber es lebe das Klischee, dort konnte man bestenfalls die halbblinden Haflinger und Shettys vorm Schlachter retten oder sich vom brüllenden Reitlehrer (meist auch Kettenraucher) anbrüllen lassen. Natürlich gegen Bargeld.
Mein Taschengeld gab da eigentlich nicht viel her. Und Spaß gemacht hat es auch nicht. Mir taten die Pferde immer leid.
Die 18 km mit dem Fahrrad hin und zurück zu fahren, waren ebenfalls eher doof.
Was nun?
Ich wollte so gern nach der Schule Zeit mit Pferden verbringen.
Ein Hoch auf meinen lieben Opa, der schon immer großer Pferdefreund war und zu dieser Zeit in Rente ging.
Also war da jemand mit Freizeit und einem Auto. Das war mein Glück! Bis heute bin ich ihm für die folgenden Jahre soooo dankbar.
So kam es, dass ich im Landgestüt Radegast (heute in Privatbesitz in Prussendorf) einmal wöchentlich erstklassigen Unterricht auf den damals gezüchteten Zuchtstuten (Sachsen-Anhaltiner Warmblut - - seit 2003 Übergang zum Deutschen Sportpferd), erhielt.
Wie in einer anderen großen Reitschule üblich, erhielt ich viele Jahre Longenunterricht, Schwerpunkt war ein guter Sitz, zügelunabhängig und ausbalanciert. Dazu kam regelmäßiges Beobachten der Pferde auf der Weide mit dem alten Sattelmeister…
Das war horsemanship 1996. Wir lernten die Rangfolge und die Mimik und Gestik der Stuten der Pike auf.
Im Reitunterricht waren die Fuchsstute Grundform von Grandelstein und Schimmel Jette von Justizrat meine Lieblingspferde. Gesattelt wurde in den Ständern. Ja, es gab noch Anbindehaltung.
Nur die Hengste und Stuten mit Fohlen bei Fuß bewohnten Boxen. Jungpferde liefen in Laufställen, die für mich damals endlos erschienen.
Man, war ich stolz, als ich dann später frei in der 60er Reithalle reiten durfte.
Soweit zur Vorgeschichte…
Nun hatte ich Geld vom Geburtstag gespart und wollte einmal so richtig Reiterferien machen.
An der Ostsee sollte es sein. 500 km entfernt. Aber wie findet man nun einen tollen Ponyhof? Wenn man das mit heute vergleicht - was waren das für unbeschwerte und ungefährliche Zeiten. Wie gesagt, ich war 11 Jahre alt! Ich hatte kein Handy, Tablet oder solche digitalen Möglichkeiten, mir Ponyhöfe auszusuchen.
Ich habe angerufen!
Und ich bin hüpfend durch die Wohnung, als im Briefkasten Prospekte lagen. Alle in Hochglanz und mit vielen Fotos. Bei einem Prospekt stand der magische Satz:" Jedes Kind erhält für die Dauer des Aufenthaltes sein eigenes Pony zum Pflegen und Reiten".
Wow! Ich war begeistert und der Urlaub in den Sommerferien wurde gebucht.
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2 Wochen auf dem Ponyhof Wendell in Beringstedt im Sommer 1996 sollten es werden!
Nach einer endlosen Autofahrt kamen wir an und vom Chef persönlich wurden wir begrüßt und in Empfang genommen. Es folgte ein Gespräch über meine reiterlichen Vorkenntnisse, um mich in eine der Mädchen-Gruppen einzuteilen.
Ich war so aufgeregt!
Und dann ging es in den Stall und ich sollte mir mein Ferienpony aussuchen.
Dort waren Braune und Rappen, Schecken und Apfelschimmel.
Ich hatte nur Augen für die kleine runde Stute mit der lustigen Mähne. So schwarz und weiß.
Inmitten der 50 und mehr Pferde auf dem Hof gab es nur ein norwegisches Fjordpferd.
Greta wurde mein Ferienpony.
So war eine große Fjordpferdeliebe geboren und hält bis heute an.
Im Jahr 2000 kauften wir das erste Fjordpferd unserer Familie und bis heute sind ein paar dazu gekommen.
Übrigens: Was Stoppelfelder und Gülle mit Stadtkindern auf blanken Fjordirücken zu tun haben, schreibe ich Euch ein anderes Mal.
Liebe Grüße aus der Fjordhestskole
Steffi Mehlig und die Fjordpferde