Ganz nach dem Motto „Man muss auch mal übern Tellerrand und weiterhinaus schauen“ habe ich mal was für mich ganz anderes ausprobiert. Aber fangen wir mal ganz von vorne an…
Normalerweise bin ich im im Dressur- und Springsattel mit Deutschen Reitponys und meiner Trakehnerstute Rosenstolz (2019 Rassesiegerstute Veredler beim Pferdestammbuch SH/HH e.V.) zuhause. Aber als Züchtertochter bin ich bereits seit meiner Jugendzeit bei diversen Veranstaltungen vom Pferdestammbuch SH/HH e.V. dabei, dazu gehört nicht nur unsere Rasse die wir betreuen und züchten, sondern man verfolgt auch die anderen Rassen. Egal vom Shetlandpony, Fjordpferd, Schleswiger Kaltblut, Haflinger oder Pinto und auch zu den Rassen, die das Pferdestammbuch betreut, gehört das Islandpferd.
Mein erstes Pony war tatsächlich eine Haflingerstute vom Ponypark Padenstedt und auch die Blonden gehören nach wie vor zu einer meiner Lieblingsrassen. Mit einem Islandpferd konnte ich aber zunächst nicht viel anfangen, irgendwie wusste ich mit den zusätzlichen Gängen Pass oder Tölt nichts anzufangen. Irgendwann kam es dann, das ich arbeitsbedingt bei einer Veranstaltung in Ehndorf als Kellnerin tätig war und diese Veranstaltung war ein Turnier für Islandpferde. Überrascht von den Geschwindigkeiten und der Aktion und Power im Rennpass war ich ganz begeistert von den kleinen Pferden. Weiter sah ich dann anlässlich des Schaunachmittags auf der Körung tolle Schaubilder mit Islandpferden, die immer für Stimmung sorgten. So weit so gut, aber man hatte im Internet immer diese Bilder von den Pferden die mit Kopf im Nacken mit den Augenscheinlich viel zu großen Reitern gesehen und irgendwie war da der Funke nicht wirklich in mir entfacht. Dies blieb auch lange Zeit so.
Bis zum ersten Turnier, welches mit der Körung im Februar in den Holstenhallen stattgefunden hat, wo tolle gerittene Pferde vorgestellt wurden, richtig harmonische schöne Ritte zu sehen waren und wir tolle Erklärungen von Fachleuten auf den Rängen erhalten hatten. Dazu kam der Wechsel meines Arbeitgebers und hier kommt meine Arbeitskollegin Jessi ins Spiel, die auch ein Islandpferd besitzt. Bei Gesprächen bemerkte ich, das hier nicht ganz anders geritten und trainiert wird wie wir. Auch hier wird auf Durchlässigkeit, Losgelassenheit Wert gelegt, auch Gymnastizierung über Seitengänge erarbeitet, Takt in allen Gangarten und es nicht nur darum geht, wild um die Ovalbahn zu preschen.
Der Wunsch in mir wuchs immer mehr, einmal auf einem Islandpferd zu reiten, einmal fühlen wie ist es, Tölt zu reiten. Nun war es endlich soweit und ich besuchte Jessi und ihren 2005 geborenen Islandpferdewallach Gripir von Goðafoss v. Óskasteínn vom Barghof a.d. Ljómalind vom Sagaland . Das Gefühl war gigantisch. Ich kann es nur Jedem empfehlen dies einmal ausprobiert zu haben. Ich hatte das Glück, dass ich Gripir reiten durfte, Gripir ist einer, der für sein Leben gerne töltet und es einem als Anfänger in dieser Sparte wirklich sehr leicht macht, so dass ich ihn sogar einhändig am langen Zügel tölten konnte.
Eins ist sicher, das war nicht das letzte Mal, denn es lohnt sich, einmal auch andere Dinge zu probieren und den für sich selber erschafften Weg zu verlassen und über den Tellerrand zu schauen. Denn jede Rasse bietet seine einzigartigen Möglichkeiten und nur weil etwas anders anders als das "normale" mit dem man Groß geworden ist, muss es nicht schlecht oder falsch sein.
Man muss sich einfach nur drauf einlassen, neues zu probieren.
20.07.2021 Steffi Michalowski