Autorin: Sabine Sandvoß
Hier kommt meine Geschichte mit Underberg.
Im September 2002 habe ich Underberg das erste Mal kennengelernt. Eine Freundin hatte sich damals einen jungen Schleswiger gekauft und fragte mich, ob ich mitkommen möchte, diesen anzuschauen.
Ich selber wollte zu diesem Zeitpunkt gar kein Pferd kaufen, da ich einen Welsh hatte.
Wir sind nach Handewitt gefahren auf eine riesengroße Wiese, wo viele Absetzer gewesen sind. Und als wir so über diese Wiesen liefen, verfolgte mich ein Fohlen regelrecht. Als hätte ich Honig am Moors. Er war ständig an meiner Seite. Beim ersten Mal habe ich mir nichts viel dabei gedacht . Wir sind ein paar Tage später wieder hingefahren und da lief dieses Fohlen wieder hinter mir her. Ich fragte, ob er zu verkaufen sei und was es überhaupt für eine Rasse wäre. Denn einen Schleswiger hatte ich zuvor noch nie kennen gelernt. Der Züchter sagte, dass der kleine Hengst bereits an einen anderen Züchter versprochen wäre, weil er eine sehr gute Fohlenprämie hätte. Aber es sei schon eigenartig, dass er mir permanent hinterher läuft, zumal es ja jetzt schon das zweite Mal sei.
Mein Interesse war trotzdem geweckt für die Schleswiger Kaltblut Rasse und ich durfte den Zorn Probereiten.
Ich schrieb den Züchter Kurt Jessen wieder an und fragte ihn, ob ich eventuell doch den Hengst kaufen könnte . Er sagte erneut nein, er wäre schon versprochen. Als wir ein drittes Mal auf dieser Wiese waren, als meine Freundin ihr Pferd abholen wollte, stand der kleine Hengst erneut hinter mir. Ich habe gar nichts gemacht und er lief mir hinterher, als hätten wir ein Band zwischen uns. Da guckte uns der Züchter an und sagte zu mir, dass es sowas sehr selten gibt und dass Underberg sich mir ausgesucht hätte. Wenn ich möchte, könnte ich ihn haben.
Und so kam es, dass Underberg mein Pferd wurde.
Für mich war klar, der wird das erste western gerittene Kaltblut in Deutschland werden. Denn die Westernreiterei kam damals nach Deutschland rüber und war noch ganz neu hier im Lande.
Mit vier Jahren habe ich ihn zusammen mit einem Trainer in Nordrhein-Westfalen in der Basic ausgebildet.
Underberg beherrscht alle Western Basics, Spins, Rollback und einen Stop aus vollem Galopp. Wir haben in der Vergangenheit Trail- und Pleasure Turniere geritten, haben an Lehrgängen teilgenommen und sogar an Kaltblutrennen. Und obwohl er ein Kaltblut ist und somit nicht der Norm im damaligen Westernsport entsprach, schafften wir es ein paar Mal aufs Treppchen.
2013 wurde es dann etwas ruhiger, er wurde ein verlässliches Pferd für jeden Reitanfänger, egal ob groß oder klein. Meine eigenen Kinder – sie sind während seiner Zeit geboren - haben auf ihm reiten gelernt und reiten noch heute. Aber das ist nicht immer selbstverständlich, dass ein Kaltblut ruhig und gelassen ist. Es ist ein Pferd wie jedes andere und muss dementsprechend vorbereitet werden und das habe ich getan.
Auch Underberg hatte seine wilden Zeiten! Es gab Momente in unserem Leben, wo Ausritte turbohaft endeten oder er einfach auch mal seinem Unmut freien Lauf lassen musste.
2008 wäre er bei einem Unfall fast ertrunken. Er war zusammen mit unseren damaligen Shetty im Winter im Eis eingebrochen. Nach 4 Stunden konnte die Feuerwehr Flensburg beide Tiere retten. Trotzdem vertraut mir Underberg so sehr, dass wir heute wieder in die Ostsee zum Baden gehen, dass Wasser und Pfützen für ihn kein Problem mehr sind.
Auch mir rettete er mal das Leben. Als wir auf einer schmalen Brücke waren, wo nur ein Auto drauf passte, kam uns ein Lkw mit Anhänger entgegen. Anstatt zu bremsen, fuhr er einfach weiter und wir waren schon mitten auf der Brücke, als sich Underberg allen Hilfen Entzug und mit einem riesigen Satz über einen kleinen Vorsprung auf den schmalen Fußweg sprang. Hätte er das nicht getan, hätte der LKW uns mitgerissen.
Underberg ist für mich mein absolutes Seelenpferd.
Ich sehe ihm an, wenn es ihm nicht gut geht und er versteht mich, wenn es mir nicht gut geht. Es ist so, als wenn uns auch nach 19 Jahren noch immer ein festes Band verbindet.
Und ich hoffe es werden noch viele viele weitere Jahre.
24.08.2021 Sabine Sandvoß / FB Sandy Radunz