Autorin: Dr. Elisabeth Jensen
Auf dem elterlichen Hof mit reitendem und Gespann fahrendem Vater aufgewachsen war es fast selbstverständlich, dass ich auf´s Pferd kam (meine Schwester auch, mein Bruder konnte sich nicht begeistern - das war auch vor 40 Jahren schon so).
Tatsächlich habe ich mit acht Jahren den ersten Sommer auf dem Rücken einer 172 cm großen Holsteiner Stute verbracht. Combera (v. Napoleon) war erst vierjährig und buckelte gerne an der Longe auf der großen Hauskoppel (kein Longierzirkel weit und breit), so dass ich mehrfach auf der harten Erde landete. Als meine Eltern bemerkten, dass mein Einsatz dennoch nicht zu bremsen war, kauften sie von einem Bekannten ein junges Pony mit dem schönen Namen Annegret, ein kleines Reitpony von dem Welsh A-Hengst Benjamin (Hengststation Preissing, Handewitt) abstammend aus einer Vorbuch-Reitponystute. Im Nachhinein betrachtet mit dem Wissen aus der PSB-Datenbank war das Pony sehr jung. Aber die LPO war zu Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts wohl noch nicht so genau, den ersten Jugendreiterwettbewerb gab es für mich (zehnjährig) und mein Pony (dreijährig) im heimatlichen Reitverein. Vier Teilnehmer - ich war die Beste ... dachte ich, aber die Richter sahen das ganz anders, also Platz drei, für mich schwer zu verstehen .
Annegret war 132 cm groß und brav, sprang aber nicht sehr gerne und auch die Dressur, durch die wir immer wieder durch mussten, war nicht ihr Ding. Aber sie hatte ein anderes Talent: In den siebziger Jahren fanden auf den ländlichen Turnieren in unserer Gegend regelmäßig am Sonntag Nachmittag Ponyrennen statt. Zur besten Zuschauerzeit vor Beginn des schwersten Springens (meist sogenannte L/M-Springen) des Turniers wurde gestartet, drei Runden rechtsherum um den Parcours. Keine Bügel am Sattel und ab ging´s. Annegret stand schon bei "auf die Plätze" in den Startlöchern und wusste genau, welchen Job sie zu erledigen hatte. Immer vorbei an den Ponys, die in den Ecken stehen blieben oder spätestens den Ausgang wiederfanden, ging es fast immer als Schnellste ins Ziel. Von den "Großen", die schon den Parcours abgingen für das nachfolgende Springen, wurde ich oft gefragt:" Na, willst du wieder das Ponyrennen gewinnen?" - War ich stolz! Es war eine schöne Zeit, und nach Aufnahme ins Stutbuch wurde 1974 auch noch ein Fohlen vom Welsh B-Hengst Rocky (Hengststation Clausen, Rabenkirchen) bei uns geboren, Rusty, den meine Schwester (immer viel mutiger als ich) und ich dann selbst angeritten haben.
Dann folgten Großpferde und eine "Ponypause" bis zum Jahr 1990, in dem mein Doktorvater mir von einer Stelle beim Pferdestammbuch erzählte... Aber dazu später mehr!
24.06.2020 Ihre und Eure Elisabeth Jensen