Autorin: Gudrun Wieczorek
Wie alles anfing - bis 1990 Teil 1
Wie kommt man dazu, ein „Ponyland“ zu gründen?
Das hat mich gestern bei der Fahrt an den Strand ein Ferienkind gefragt…und das ist eine lange Geschichte…..
1959 geboren bin ich in einem wirklich kleinen, katholischen Dorf am Tuniberg aufgewachsen. Nur die Hauptstraße war geteert, wir waren die einzige evangelische Familie, Vater, Mutter und 7!! Kinder. Überall gab es Tiere und jedes Kind hat sich seine „Ziehfamilie“ ausgesucht. So war ich bei Onkel Max und Tante Paula, und Onkel Max hatte eine Schwarzwälder Stute, Flora, die ich heiß und innig liebte.
Und so sind meine ersten Erinnerungen : in der roten Lederhose mit Herzchenlatz sitze ich mit 6 Jahren stundenlang auf Flora, das pieksende, schwitzige Fell reibt an meinen bloßen Beinen, ich halte mich am Kummet fest – und bin glücklich.
Onkel Max war der einzige Bauer im Dorf, der noch mit dem Arbeitspferd arbeitete, alle anderen Bauern hatten schon Traktoren.
Mit 17 Jahren kaufte ich mir heimlich ein Fohlen, ich war in der Ausbildung und sparte jeden Monat Geld und so kam Whisky zu mir. Meinen Eltern erzählte ich, es sei mein Pflegepferd. Whisky war ein bunter Mix aus irgendwas. Whisky hatte ich 4 Jahre, ich habe ihn eingeritten. Später habe ich ihn schweren Herzens verkauft – ich wollte studieren und während des Studiums ins Ausland.
Während meines Studiums (Landwirtschaft in Nürtingen) hatte ich eine Reitbeteiligung. Und dann lernte ich meinen späteren Mann (Wico) kennen, zog zu ihm nach Stuttgart und war traurig, daß ich meine Reitbeteiligung abgeben mußte. Wico hat sein Leben lang von einem Esel geträumt - ich sagte: auf einem Esel kann ich nicht reiten . Systematisch, wie er nun mal ist, durchforstete er alles an Fachliteratur und entschied: wir kaufen einen Haflinger. So haben wir 1984 unsere Haflinger-Stute Donna als Fohlen auf der Auktion in Herrenberg gekauft. Und weil ein Pferd nicht allein sein soll, kam noch Radau, ein Hengstfohlen, dazu.
Und dann hatten wir die PonyPost abonniert, denn nun wollten wir auch alles wissen über Pferde.
Und in dieser Zeitschrift stand 1985 ein Inserat: Ponyhof an der Nordsee zu verkaufen!
Wico, seit vielen Jahren nun schon mein Mann, hatte Sehnsucht nach dem Norden und sagte: schreib doch auf die Anzeige!
Wir fuhren an einem Tag von Stuttgart nach Norddeich, schauten uns den Hof an, es regnete – warum standen überall Eimer in den Kinderzimmern?? – wir fuhren nach Hause – wir fuhren nach München , dort lebte der Schriftsteller Hans Werner Richter und seine Ehegattin Antonie, die den Ferienhof 1972 eröffnet hatte, mein Mann kaufte den Hof.
1986 zogen wir an die Nordsee: wir hatten dabei: unseren 1 ½ jährigen Sohn Nils, 5 Haflinger, Donna und Radau, die tragende Stute „Alexa“, den Hengst „Domos“ und noch eine weitere Stute.
Dazu unser Bearded Collie Dascha, Hühner und Gänse. Und auch die selbstgebaute Renn- Segeljacht meines Mannes und ein schnelles Auto kamen mit.
Auf dem Hof fanden wir vor: eine Bernhardiner – Hündin an der Kette, 18 Ponys , vom Shetty über Welsh A, Reitpony und mehrere Norweger und auch Isländer und Isländer-Mix Ponys waren auf der Weide.
Gleich im Januar 1986 hatten wir Bernd Schmitt vom Reitzentrum Reken für einen Kurs bei uns zuhause gebucht. Er brachte unter anderem ein Holzpferd mit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich gedacht, dass ich reiten könne – seitdem denke ich das nicht mehr! Und mein Mann fing im zarten Alter von 42 Jahren an, zu reiten!
Diese Anfangszeit war so hart! Und dennoch erinnere ich mich so gerne an unsere abendlichen Ausritte, wenn der kleine Nils schlief, sattelten wir entweder unsere Isländer Lea und Berci oder unsere Fjordpferde Dolly und Jenny und ritten eine Stunde aus, meistens nur im Schritt – es war eine intensive und schöne Zeit.
Die Systematik, die wir damals im Rekener Grundkurs am Holzpferd gelernt haben, ist einer der Grundpfeiler unseres Umganges mit Pferden geworden! Und dieses Wissen geben wir seitdem an alle unsere Ferienkinder und Helfer weiter.
Teil 2 der Ponyland Geschichte folgt sehr bald. Es dürfen jetzt schon alle gespannt sein!
14.07.2020 Gudrun Wieczorek