Im Herbst 2018 schlug meine dänische Freundin Berit vor, dass wir mit Planwagen eine 4-wöchige Tour machen.
Sie hätte noch viel Resturlaub und ich hätte ja auch Zeit. Sie wolle mal in die Lüneburger Heide, da war sie noch nie. Da ich schon zwei Mal dort war, schlug ich vor, dass wir zu Titanen der Rennbahn nach Brück fahren. Ich schaute also auf die Karte und musste feststellen, dass wir ja sowohl über den Nord-Ostsee-Kanal und über die Elbe müssen (war ja eigentlich auch logisch…). Das gefiel mir dann wiederrum nicht und ich erinnerte mich an ein Buch, das ich mal von meiner Freundin Karen bekommen hatte: „Ritt durch Masuren“ von Dönhoff. Dieses Buch hatte ich schon viele Jahre und der Wunsch, Masuren mit Pferd zu besuchen, war seit Jahren vorhanden. Also, warum nicht Masuren? Ich erzählte Berit von meiner Idee: „Nach Polen? Dein Ernst?“
Ja, mein Ernst. Ich stellte einen Kontakt zu einem Tourist-Büro her, der Touren für Fahrradfahrer durch Masuren organisiert. Man bekommt Karten und Adressen von Übernachtungsmöglichkeiten. Warum also nicht auch für eine Kutsche? Das Büro wollte gerne behilflich sein, und wir schrieben einige Male hin und her.
Nebenbei musste ja auch der Transport von Planwagen und Pferden organisiert werden. Wir wollten ja gerne nur mit einem Fahrzeug fahren. Wir konnten den LKW von einem dänischen Freund für die Tour leihen und dahinter konnte der Pferdeanhänger angekuppelt werden. Soweit war also dieser Punkt auch abgehakt.
Nach einiger Überlegung, was dann wohl an der Grenze geschehen würde, wenn man mit einem dänischen LKW und einem deutschen Anhänger, mit einer Frau mit dänischen Pass und dänischen Führerschein und einer anderen Frau mit deutschen Pass und deutschen Führerschein auftaucht, hatte ich den Entschluss gefasst: Ich kaufe mir selbst einen LKW. Am Sinnvollsten ja einen kleinen LKW, wo zwei Pferde mitfahren können und dahinter den Trailer, den ich gerade neu gekauft hatte, für den Planwagen.
Die Suche war jedoch ziemlich ernüchternd: viel zu teuer und zu wenig Zuladung für die dicken Pferde. Wenn eine höhere Zuladung eingetragen war, durften wir ja sonntags nicht mit dem Anhänger fahren, und wir waren auch unsicher, in wieweit Berits dänischer Führerschein für 7,5 Tonnen gültig war. Sie sollte ja auch das Gefährt fahren.
Als ich zu einer Ausfahrt in der Gegend war, kam eine Fahrerin mit einem Abschleppwagen, wo die Kutsche drauf stand, und dahinter der Pferdeanhänger. Das war doch die Idee: Ein Abschleppwagen! Da kann der Planwagen drauf und dahinter die Pferde. Nun war also die Idee geboren, dass ich mir einen Abschleppwagen zulegen wollte. Die Anschaffungspreise für so einen Abschleppwagen waren ja weitaus geringer, als für einen kleinen Pferde-LKW. Und ich wollte schon immer mal was (oder Jemanden) abschleppen….
Ich fand bei ebay-Kleinanzeigen einen 3 Jahre alten Abschleppwagen, der als PKW zugelassen war und 3 Tonnen ziehen durfte. Der hatte eine Zuladung von 1,2 Tonnen. Der Planwagen wiegt 1 Tonne. Also: Topp! Das passt. Ich bin dann mit einem Freund (Ronald) los gefahren, um den Abschleppwagen zu kaufen.
Somit war die erste Hürde genommen. Doof war ja nur, dass ich einen neuen Trailer auf dem Hof hatte. Aber auch hier zeigte Ronald sich hilfsbereit: Er würde den für mich verkaufen.
Natürlich ging sofort die Seilwinde beim Abschleppwagen kaputt; so dass schon ziemlich am Anfang das Reisebudget strapaziert wurde. Aber das sollte ja nun auch unsere Tour werden, die einmalig werden würde. Da hat die Bank bestimmt Verständnis für….
3 Wochen vor Reisestart teilte das Touristbüro mit, dass sie uns nun doch nicht helfen konnten, aber wir konnten das Gefährt für 12 Euro am Tag bei denen auf dem Parkplatz stehen lassen, während wir die 4 Wochen in Masuren mit dem Planwagen unterwegs sind.
Habe ich natürlich abgelehnt. Also: wieder auf die Suche, nach einem Startpunkt, wo wir das Gefährt stehen lassen konnten. Wir brauchten ja auch zwei Tage zum Aufbau vom Planwagen, da Plane und Gestell für den Transport abgenommen werden mussten. Wäre es drauf geblieben, hätte der Planwagen auf dem Abschleppwagen eine Höhe von 4,20. Da hatte ich mir schon bildlich vorgestellt, wie wir mit dem Teil die Höhenkontrolle beim Elbtunnel auslösen…. Dann hätte ganz Hamburg und Schleswig-Holstein doch sofort gewusst, dass ich mit Berit unterwegs bin….
Wir mussten ja auch in Polen unseren Proviant einkaufen, da wir nur den Planwagen leer auf dem Abschleppwagen bekamen, weil der ja eine so geringe Zuladung hatte. Und der Pferdeanhänger war mit den zwei Dicken ja schon voll.
Mein Nachbar erzählte, dass er mit Jäger-Kollegen mal in einem Pensionat in Masuren war. Dort wäre bestimmt Platz. Dort hatte ich dann zwei Mails hingeschickt, und keine Antwort bekommen. Wir waren mittlerweile bei 2 Wochen vor Abfahrt angekommen…
Eine Übernachtung für die Hinfahrt auf der halben Strecke (sind immerhin 1200 KM, für die Pferde zu viel an einem Stück), hatte ich mittlerweile schon aufgegeben, weil ich nirgends eine Antwort bekam.
Ich stellte also zu meiner Verzweiflung fest, dass die Kommunikation zu wünschen übrig ließ…
Als mein lieber Helfer Lukasz, der mir gelegentlich auf dem Hof hilft und zufällig aus Polen kommt, einen Samstag zum Helfen da war, konnte ich ihn überreden, in dem Pensionat anzurufen und mein Anliegen zu schildern. Nun war es zwar möglich, dass wir dort starten konnten und das Gefährt unentgeltlich dort stehen durfte, aber für Pferde war kein Platz…..
Mittlerweile waren mir diese ganzen Schwierigkeiten aber auch egal: Wir fahren los, und dann sehen wir ja, was passiert. Kann ja nicht schlimmer werden, als das wir irgendwo weggejagt werden. Und mit Lukasz hatte ich vereinbart, dass ich ihn anrufe, wenn es zu Sprachproblemen kommt.
Nach zwei Tagen meldete sich das Pensionat aber wieder, dass nun doch Platz für die Pferde da sei, und wir willkommen sind. Mittlerweile hatte sich aber auch ein Reiterhof gemeldet, dass wir dort starten konnten. Die Mentalität der polnischen Bevölkerung ist anscheinend ganz anders geartet, als die der Dänen. Wenn man in Dänemark jemanden etwas fragt, gibt es niemals Probleme (die tauchen dann erst bei Ankunft auf) und man solle doch einfach nur mal vorbeikommen und man könnte es sich gemütlich machen (hyggelig). Bei den Polen ist es anscheinend so, dass man erstmal nicht antwortet, und sollte jemand sich trotzdem nicht abwimmeln lassen, könnte man erstmal alles abblocken. Somit werden gar keine Probleme auftauchen. Inwieweit sich diese vom Grundsatz her schon divergenten Mentalitäten unseren Urlaub beeinflussen werden, wird sich noch zeigen…
Hier geht es weiter mit Teil 2 des Reiseberichts Masuren
Bente Lück