Am 31. Januar 2021 wurde hier Teil VI der Geschichte veröffentlicht, nun geht es weiter…
„Neues Blut braucht das Land“
Ein neuer Hengst zur Blutauffrischung!
Mein Schwiegervater fuhr also mit dem Gedanken, einen passenden Hengst zur Blutauffrischung der Schleswiger Zucht zu finden, los. Mit ihm fuhr Jochen Bettaque, damals noch ein Student, der eigentlich den Mercedes 170 D Model, den mein Schwiegervater annonciert hatte, kaufen wollte. So kam Jochen Bettaque zum Gut Kamp.
Mein Schwiegervater und Jochen verstanden sich gleich und der Funke zu den anderen vierbeinigen PS’n sprang mit Hilfe der Argumentation meines Schwiegervaters hinsichtlich des Schleswiger Kaltblutes schnell über und brennt immer noch in Jochen!
Aber auch die Menschen vom Gut Kamp interessierten Jochen sehr.
Die beiden starteten also gen Norden in aller Frühe (5 Uhr)
In Dänemark trafen sie den Vorsitzenden des jütischen Verbandes , Peter Baager und ein weiteres Mitglied des Vorstandes.
Sie hatten eine Rundreise zu verschiedenen Züchtern organisiert.
Zuerst ging es zu einem Ort, der westlich von Lemwik in Jütland liegt. Dort wohnte ein Züchter, ein Orthopäde, der etliche jütische Stuten besaß. Bei ihm standen aber auch zwei Hengste. Der eine war ein Verbandshengst, gerade neu gekört und der andere sein Eigentum.
Nun kam gerade dieser Verbandshengst aus dem Stall und meinem Schwiegervater verschlug es fast die Sprache!
Ein mächtiger Hengst mit „Säulen“ als Beine und viel Behang daran. Dieser Hengst war einfach zu schwer, solch einen Typ würden die Schleswiger Züchter nicht annehmen.
Die Fahrt ging also weiter zu einem Männerhof, von einem Vater mit zwei Söhnen betrieben.
Ein ziemlich heruntergekommener Hof. Doch aus der Scheune kam ein tiptop gepflegter Hengst mit weißem Gurt und weißem Zaum. Ein wunderschöner Dunkelfuchs mit einem hübschen Kopf und mein Schwiegervater wußte gleich: Das ist er!
Ein Hengst mit genügend Fundament, aber nicht zu schwer für den Schleswiger.
Da die Tour von den Gastgebern geplant war, ging sie dann auch weiter, es wurden viele Kilometer zurück gelegt.
Nach Norden und rüber zur Ostküste über Aarhus Richtung Skanderburg. Bei Skanderburg wurde ein Gutshof angesteuert, der sehr gutes Stutenmaterial besaß.
Die Gastfreundschaft unseres Nachbarlandes Dänemark wird sehr groß geschrieben und die „Zuchtgemeinschaft“ wurde zum Essen eingeladen.
Wenn mein Schwiegervater gewußt hätte, dass eine Mittagsmahlzeit aus mehreren Gängen besteht, besonders, wenn Besuch empfangen wird, hätte er sich sicher bei der Suppe und dem Fisch etwas zurück gehalten. Es folgte aber noch ein Fleischgericht und Eis zum Nachtisch, ganz zu schweigen von dem Kaffe mit Gebäck zum Abschluß.
Der Besitzer des Gutes schenkte meinem Schwiegervater dann noch ein Buch über die jütische Kaltblutzucht mit wunderbaren Bildern.
Zum Abendessen gab es Entenbraten mit dänischem Bier.
In derselben Nacht brach man den Heimweg an, über 1000 km wurden abgefahren. Morgens um vier Uhr erreichten sie Kamp.
Damit die Entscheidung zum Kauf von Odin nicht allein auf den Schultern meines Schwiegervaters lastete, fuhr er mit einigen Züchtern nochmals zur Begutachtung des Hengstes nach Dänemark zum Männerhof.
Odin bekam die Zustimmung der Züchter und so wurde der Handel per Handschlag besiegelt.
Drei Wochen später wurde Odin an die Grenze gebracht, es mußten viele Formalitäten erledigt werden und das kostete viel Zeit.
Der erste jütische Hengst, der nach dem Krieg wieder nach Deutschland ging! Es war ein Ereignis!
ES waren sogar Reporter an der Grenze
27. 02.2021 Bente Isenberg