Im Dezember 2020 gab es hier die Geschichte : 20 Jahre Balduin
Balduin (v. d. Harmonie) war zwar nur 84 cm groß, gehörte jedoch zu den ganz Großen.
Im Jahr 1987 wurde er in den Niederlanden geboren.
Die Körung in S´Hertogenbosch konnte er im Jahr 1991 nicht bestehen, dies sollte allerdings sein einziger „Misserfolg“ gewesen sein. Er wechselte daraufhin in den Besitz von Peter Rocker nach Aurich. Dort konnte er prompt gekört werden und stand bis 2000 im dortigen Deckeinsatz. Mitten in der Saison wechselte er dann Hals über Kopf zu uns nach Bokhorst, da unser damaliger Deckhengst ausfiel. Balduin sollte nur zur Pacht bleiben, er war ja schon so „alt“. Doch wie es manchmal so ist, Balduin blieb. Niemand konnte jedoch ahnen, was dieser Hengst in den darauffolgenden Jahren in unserer Zucht bewirken sollte.
Er selbst war ein typstarker Hengst, welcher über ein kräftiges Fundament verfügte. Dazu brachte er einen Schritt in Ausnahmequalität mit und auch seine Trabbewegung war voller Kraft und mit viel Schwung ausgestattet. Dennoch konnte Balduin selbst nie den ganz großen Schauerfolg für sich verbuchen, waren es immer seine Nerven die ihm im Wege standen. Er war stets zu aufgeregt und konnte seine Qualitäten daher im Schrittring nie ausspielen. Das war aber nicht weiter schlimm, denn seine Nachkommen konnten dies umso mehr.
Die ersten Jahre setzten wir Balduin vorsichtig ein, denn seine Fohlen waren zwar sehr kräftig und typstark, konnten in der Bewegung aber anfangs nicht endgültig überzeugen. Schnell stellten wir jedoch fest, dass die schwuungvolle Bewegung sich bei seinen Nachkommen erst etwas später entwickelte. Von da an stand Balduin bei uns stets im Fokus. Er passte hervorragend zu unseren Stuten. Die beste Anpaarung war dabei mit unserer Gee v. St. Green Grass. Hier gab es insgesamt sechs Fohlen; 3 gekörte Hengste und 3 Staatsprämientöchter.
Balduins Nachkommen schlugen bei uns ein wie eine Bombe. Sie konnten unzählige Schauerfolge auf nationaler aber auch auf internationaler Ebene für sich verbuchen. Der größte Erfolg war dabei wohl der Doppel-Europasieg seiner Töcher Schalenburgs Gold Fee und Schalenburgs Gold Fever in Schweden.
Insgesamt hat Balduin 223 bei der FN registrierte Nachkommen. Dabei war er vor allem in den Jahren bei Peter Rocker zusätzlich zu den Minis auch bei den großen Shetlands sowie den Partbreds sehr aktiv. So kommt es, dass er nicht nur in unzähligen Mini-Linien vertreten ist, sondern auch die Zucht der „Großen“ bedeutend beeinflussen konnte.
- Schalenburgs Glücksfee-Bundessiegerin (sie hat Balduin gleich 2x als Uropa)
- Steinburgs Koriphäe - Bundesreservesiegerin (Opa)
- Kiki von der Faehr- Bundesreservesiegerin (Uropa)
Leider ist es (auf Grund verschiedener Verbände) sehr schwer einen Gesamtüberblick über die Erfolge seiner Nachkommen zu bekommen. Doch er hat unzählige gekörte Söhne wie auch Staatsprämientöchter zu verzeichnen. Alleine aus unserer Zucht stammen 8 gekörte Hengste (davon 5 Körungssieger) und 9 Staatsprämienstuten (davon 4 Rassesiegerstuten). Einige wenige, jedoch äußerst vielversprechende Nachkommen befinden sich derzeit noch in Aufzucht (er deckte altersbedingt in den letzten Jahren maximal zwei Stuten im Jahr).
Balduin hat uns in all den Jahren züchterisch nie enttäuscht und so kommt es, dass mittlerweile 75% unserer Zuchttiere von ihm abstammen. Für uns entspricht Balduin, genau so wie er war zu 100% unserem Zuchtziel. Es gab nichts, dass wir an ihm hätten anders haben wollen.
Die Zucht ist dabei jedoch nur ein kleiner Teil, denn Balduin war nicht irgendein Hengst, für uns ist er DER Hengst gewesen. Unser „Opa“ wie wir ihn gerne nannten. Der Tag begann mit seiner Fütterung, denn schon lange bekam er ordentlich Zusatzfutter, da die Zähne entsprechend weniger wurden. Demnach endete auch jeder Tag mit einem Besuch bei ihm, denn auch abends gab‘s nochmal was. Er hatte bei uns eine eigene Weide mit eigenem Stall. Dort stand er im Sommer mit seinen Stuten, denn bis zum Schluss war er deckaktiv und wie wir hoffen, auch fruchtbar. Es wäre ein Traum im nächsten Jahr noch ein oder sogar zwei Fohlen von ihm zu bekommen. Im Winter war er früher der Chef der Hengstherde, in den letzten Jahren dann Aufpasser der Absetzer.
Balduin hatte natürlich auch seine Eigenheiten. Wollte man mit ihm an der Hand decken, dann musste er sich vorher erst mal genüsslich wälzen (dabei versuchte er dann immer wieder unauffällig das Halfter abzustreifen). Das Decken an sich war bei Balduin in Rekordzeit erledigt. Innerhalb von Sekunden hatte er gecheckt, was Sache ist und das Ganze erledigt oder sich zurück gezogen, halbe Sachen gab es bei ihm nicht.
Am 11. November mussten wir Balduin leider auf Grund einer plötzlichen aber äußerst heftigen Kolik einschläfern lassen. Unser Tierarzt hat alles versucht, doch unser gemeinsamer Weg sollte an dieser Stelle enden. Wir sind unendlich dankbar, dass wir dieses tolle Pony für so lange Zeit an unserer Seite hatte. Gerne wären wir den Weg noch ein paar Jahre zusammen mit ihm gegangen, doch es hat nicht sein sollen. Dennoch sei gesagt, dass Balduin auf ein mehr als glückliches Ponyleben zurück blicken kann.
Sein Erbe bleibt uns über den Tod hinaus in all seinen Nachkommen erhalten. Im kommenden Februar wird wieder einer seiner Söhne zur Körung vorgestellt werden und natürlich hoffen wir umso mehr, dass der junge Mann sein Bestes gibt, um später einmal den Versuch starten zu können in die großen Fußstapfen seines Vaters zu treten.
03.01.2022 Familie Ehlers aus Bokhorst