Autorin: Karen Diehn
Familie Weiß zog vor fast sieben Jahren aus Mittelfranken nach Ostholstein – und hatte dabei unter anderem ihre Islandpferde im Gepäck.
„Bayern mit neuer Heimat Schleswig-Holstein“, das wurden Brigitte, Georg und Jessica Weiß, als sie im April 2016 nach Neustadt im Kreis Ostholstein zogen.
Die Familie hatte, so erzählt Tochter Jessica Weiß, in Franken bereits einen Pachthof betrieben, der aber für die immer weiter wachsende Pferde- und Tierzahl und die damit verbundenen Bedürfnisse nicht mehr ausgereicht hätte.
Sie hätten nach einem eigenen Hof Ausschau gehalten und – mangels passender Objekte im direkten Umkreis –, den Suchradius sogar bis in den Norden ausgedehnt, dessen raueres Klima sie im Urlaub zu schätzen gelernt hatten. Ursprünglich hatten sie sich bei ihrer Hofsuche allerdings eher Richtung Nordsee orientiert, „doch es kommt ja meistens anders, als man denkt“:
Sie fanden ihr Traumzuhause nämlich rund 20 Minuten vom Ostseestrand entfernt.
Mit der dreiköpfigen Familie übersiedelten insgesamt 22 Pferde und Ponys, darunter Freiberger, Lewitzer, Shettys und vor allem Islandpferde, nach Neustadt. Aus dem Hof „Klein Moorbrok“ wurde der Ferien- und Reiterhof „Fjölbreytni“, was aus dem Isländischen übersetzt „Vielfalt“ bedeutet.
Dieses Motto spiegelt sich im vielfältigen Angebot wider, das der Hof zu bieten hat. Es reicht von der Reitschule über geführte Ausritte und Ferienwohnungen bis hin zur Pferde-Ausbildung und Unterbringung. Dafür sind alle Familienmitglieder mit festem Zuständigkeitsbereich involviert, wobei Jessica Weiß, die seit 2018 den Trainer-C-Schein des IPZV besitzt, für die Pferdeausbildung sowie die Reitschule und Zucht zuständig ist. Ihre Mutter Brigitte organisiert unter anderem das Ponyreiten und die geführten Ausritte, die bis an den Ostseestrand gehen.
Mit dem Wort „Vielfalt“ überschreibt Familie Weiß außerdem ihre Islandpferdezucht, die sie seit 2015 betreibt. Zu Beginn und in Bayern zunächst unter dem Namen „vom Steigerwaldblick“, inzwischen tragen aber die fünf bis sieben Fohlen, die jährlich auf die Welt kommen, ebenfalls den Namen „von Fjölbreytni“. Sie wollten, so führt Jessica Weiß aus, „so vielfältige Pferde wie möglich“ züchten, damit sie irgendwann für jeden Anspruch das passende Pferd hätten.
Neben einer Reihe von eigenen Zuchtstuten gibt es auf dem Hof mittlerweile drei Hengste, die für den Nachwuchs sorgen. Zwei hat die Familie 2019 erworben: den in Großhansdorf bei Familie Venebrügge geborenen Braunschecken Hvinur von Godemoor sowie den Mausfalbschecken Leistur vom Habichtswald, der 2003 in Hessen geboren wurde.
Der neueste Hengst im Vererber-Trio ist der im Anfang Februar in Neumünster vom Pferdestammbuch gekörte Lukkuriddari von Fjölbreytni. Ein selbstgezogener Mausfalbe.
Auf sein Abschneiden in den Holstenhallen sind seine Besitzer besonders stolz – und das hat einen Grund. Denn der Dreijährige stammt aus einer besonderen Anpaarung: „Unser allererstes Fohlen war Mána Njola vom Steigerwaldblick und sie ist die Mama von Lukkuriddari“, erklärt Jessica Weiß. Der Vater ist Leistur vom Habichtswald, also ebenfalls ein hofeigenes Pferd.
„Lukki“ selbst vorstellen wollte man jedoch nicht: mangels bisheriger Erfahrung auf diesem Gebiet. Der weißsche Hengst ging stattdessen zu Nils Paustian auf den Barghof ins Vorbereitungstraining. Als Züchter und Hengstvorsteller hat der Grebiner schon etliche Erfolge vorzuweisen und konnte daran mit Lukkuriddari anknüpfen.
Mit einer Endnote von 8,22 wurde er sogar Reservesieger bei den Islandpferden und rangierte nur knapp hinter dem Siegerhengst.
„Als Lukkuriddari in Neumünster in die Halle kam und loslief, war einfach nur noch Gänsehaut und Staunen angesagt“, erinnert sich Jessica Weiß, die mit ihren Eltern die Körung von der Tribüne aus verfolgte, im Rückblick. Das Gefühl und das Wissen, dass dort Nachzucht aus der ersten eigenen Isländerstute lief, sei „einfach unglaublich“ gewesen.
Lukkuriddari, was übersetzt „Glücksritter“ bedeutet, ist inzwischen wieder bei seinen vierbeinigen Kumpels auf der Weide und kann sich dort wieder wenig austoben, ehe er im Mai die ersten Stuten bekommen soll. Dieser Damenbesuch als Start in das Leben als Deckhengst dürfte ihm aber sicherlich nicht ungelegen kommen.
Karen Diehn www.karen-diehn.de / www.kd-photos.de
Alle Fotos: Volker Hagemeister! Danke dafür!
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