Wie alles anfing - Teil 1 bis 1990!
Teil 2 1990 – 2000 Bauzeit und Weiterbildung
Nach 2 Jahren war uns klar: der Ferienhof bietet keine Existenzgrundlage für uns als Familie.
Wir mußten etwas ändern: Wachsen oder weichen.
Wir hatten einen Betriebsberater vor Ort und er errechnete, daß wir 60 Ferienkinder benötigen, um als Familie ein Einkommen zu haben.
Damals ging zum ersten Mal der Banken-Marathon los. Wenn man nichts hat außer einer maroden Immobilie und viel Tatkraft und Willen, ist das nicht einfach. Für uns sprach, daß mein Mann als gelernter Klempner und studierter Betriebswirt ein unglaublich guter und penibler Handwerker ist.
Und er konnte die Zahlen so vorlegen, daß wir anfangen konnten zu bauen. Mit einem Zinssatz von 7,9 %! Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!
Die Jahre 1990 bis 2000 waren die Jahre des Bauens.
Auf dem Hof gab es in der alten Lohdiele eine Reithalle mit 2 Pfeilern in der Mitte, 8 x 15 m ungefähr – wir wollten in der Lohdiele die neuen Kinderzimmer errichten.
Deshalb mußten wir zuallererst die neue Halle bauen. Die Frage war nur: 15 x 30 m – das war auch schon groß…aber!!! Immer wieder haben wir uns gesagt: denke groß oder – think big. Mit einer 20 x 40 m Halle haben wir auch die Möglichkeit, irgendwann Reitabzeichen anzubieten….
Eine 20 x 40 m Halle ist doppelt so teuer!!
Wir haben uns für die große Halle entschieden. Sie entstand nach Weihenstephaner Plänen (Selbstbaupläne für landwirtschaftliche Betriebe) komplett in Eigenleistung. Im Herbst 1990 fing unser landwirtschaftlicher Mitarbeiter an, die Fundamente mit Hand und Spaten auszuheben – wochenlang! Das Holz kam aus dem Schwarzwald und im Januar-Februar 1991 schlug mein Mann mit drei Arbeitskräften wochenlang Nägel ins Holz – die Binder wurden genagelt. Lediglich zum Richten benötigten wir einen Kran.
Im Februar 1991 stand mein Mann auf dem Dach und nagelte Pfetten und ich fuhr ins Krankenhaus und kam noch am gleichen Tag mit meinem dritten Kind, unserem Sohn Götz, zurück.
1992 wurde dann die alte Lohdiele abgerissen und der Neubau entstand in Fertigbauweise – wir hatten enormen Zeitdruck, denn wir hatten einen Vertrag mit der Deutschen Post abgeschlossen und wollten im Sommer die ersten „Kurkinder“ aufnehmen.
Rechtzeitig wurden die 5 Maisonette-Wohnungen mit 10 Zimmern für die Ferienkinder fertig.
Das Geld auf einem Reiterhof ist immer knapp – statt Eigenkapital erbrachten wir Eigenleistung.
Mein Mann hat über die vielen Jahre inzwischen in diesem Haus 22 Toiletten und 11 Bäder eingebaut – 33 Waschbecken….
Parallel dazu lief der Ferienbetrieb.
Und die Ponyzucht. 1986 kam unser erstes Fohlen zur Welt, die Haflingerstute Diva. Wir hatten die tragende Alexa aus Baden-Württemberg mitgebracht. 1986 fand auch die erste Fohlenregistrierung auf unserem Hof statt. Seitdem hatten wir jedes Jahr hier die Fohlenkennzeichnung und es gab nur ein Jahr in all den Jahren ohne eigene Fohlen.
Wir brachten unseren mitgebrachten Haflinger-Hengst Domos im April zur Körung (heute würde er als Edelblut-Haflinger gelten). Er wurde gekört.
Wir beschlossen, dass wir Ausbildungsbetrieb werden wollten. Mein Studienabschluß wurde nicht anerkannt, deshalb legte ich 1990 die Schulfremden-Prüfung als Pferdewirtin ab.
1991 dann, mit Baby Götz und Babysitterin „im Gepäck“, fuhr ich nach Futterkamp und machte den Meisterkurs. Im Herbst 1991 war ich Pferdewirtschaftsmeisterin.
Und während dieser Meisterkurse habe ich gelernt: mit Pferdezucht kann man in Deutschland kein Geld verdienen. Nur, wenn man Geld mitbringt. Vielleicht, wenn man Altgebäude hat und Weideflächen und wenn man nicht so genau rechnet.
Nur, wenn man Pferde „veredelt“. Mit diesem Wissen bin ich nach Hause gefahren.
In unserer züchterischen „Hoch – Zeit“ 1997 hatten wir 15 Fohlen im Jahr! Und in diesem Jahr hatten wir 14!! Hengst- und ein Stutfohlen!!
Damals haben wir für ein Haflinger Hengstfohlen 700,00 DM erhalten. Und Shetlandponyfohlen waren fast nicht mehr verkäuflich.
Wir haben beschlossen: wir geben die Zucht auf – wir betreiben nur die Zucht in kleinem Kreise weiter – mit den Welsh Ponys.
14.07.2020 Gudrun Wieczorek
Und hier kann man weitere Geschichten aus dem Ponyland nachlesen: