50 Jahre Reiterferien im Ponyland
Am 27. August 2022 feierte das Ponyland Norddeich sein 50jähriges Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür. Der Hof gehört damit zu einem der ältesten Ferienhöfe Deutschlands.
Im Juli vor 50 Jahren kamen die ersten Ferienkinder nach Norddeich in Dithmarschen. Die damalige Hofgründerin und Besitzerin, Frau Antonie Richter, erzählt folgende Episode: Ein Vater aus Berlin bringt seinen Sohn ins Haus – beim Öffnen der Tür fällt Putz von der Decke. Der Vater schaut nach oben und dann zu Frau Richter und sagt: „Sie haben Mut!“
Von 1972 bis 1982 betrieb Frau Richter, die Ehegattin des Schriftstellers Hans-Werner Richter, der den Hof (der 1904 gebaut wurde) als Altersruhesitz gekauft hatte, den Hof als Ferienhof mit Ponys. Der Hof hieß Kinderfarm Ponyhof am Deich. Damals waren die Shetland-Ponys und die Fjordpferde vorherrschend. Aber auch Isländer gab es. Es gab noch keine Sättel und die Kinder ritten alle noch ohne Helm.
Es waren die Jahre, in denen überall in Deutschland Ponyhöfe entstanden.
Da Richters ihren Lebensmittelpunkt in München hatten, suchten sie Nachfolger. Die fanden sie durch ein Inserat in der Zeitschrift „Ponypost“ – später „Freizeit im Sattel“. Hans-Jürgen Wieczorek, gebürtig aus Bad Harzburg und Gudrun Fischer, gebürtig aus Stuttgart und aufgewachsen in Freiburg i.Br., lasen die Anzeige, lernten den Hof im Juni 1985 kennen und zogen 1986 mit dem einjährigen Sohn, Hund, fünf Haflingern, Hühnern, Enten, Segeljacht und Porsche an die Nordsee. Als Diplom-Betriebswirt und gelernter Klempner beherrschte Hans-Jürgen Wieczorek nicht nur das Rechnen, sondern hatte auch die handwerklichen Fähigkeiten, um den Hof auszubauen. Wie alles begann...
Nach wenigen Jahren war klar: Der Hof muss vergrößert werden, um eine Existenzgrundlage für eine Familie zu bieten. Die Ausrichtung wurde in den Ferienzeiten ein Reiterferienhof, in dem jedes Ferienkind sein „eigenes“ Pony erhält, außerhalb der Ferienzeiten können Schulklassen den Hof als Klassenfahrt besuchen.
Es wurde an einer großen Lösung gearbeitet und das Bauen begann: 1991 entstand die Reithalle, 20 x 40 m, komplett in Eigenarbeit erbaut nach Weihenstephaner Plänen. 1992 wurde die alte Lohdiele, zuvor als kleine Reithalle genutzt, abgerissen und es entstanden zehn Zimmer für Ferienkinder in Maisonette-Bauweise. In den folgenden Jahren wurde kontinuierlich aus- und weitergebaut: Es entstand ein nach Südosten hin völlig offener Pferdestall mit elf Laufställen und Platz für 84 Ponys mit 66 m Länge und 13,50 m Breite. An den Pferdestall an schließt sich ein Kuhstall mit 12 m Länge und 18 m Breite.
Die Biogas-Anlage wurde gebaut, die vierte Anlage in Schleswig-Holstein, damals noch mit 27 KW.
Eine Futterbergehalle wurde errichtet. Vor der Reithalle entstand der Reitplatz, ebenfalls 20 x 40 m, und im Haus wurden für die Lehrer, die die Klassen begleiten, Lehrerzimmer errichtet.
Inzwischen hatten Hans-Jürgen und Gudrun geheiratet und noch 2 weitere Kinder bekommen. Die Familie war komplett.
Ls Diplom-Agraringenieur hat Gudrun Wieczorek im Laufe der Jahre zusätzliche Qualifikationen als Pferdewirtin, 1992 als Pferdewirtschaftsmeisterin und 1993 Trainer B Dressur erworben.
Gute Ponys für den Ferienbetrieb zu kaufen ist schwer und braucht viel Zeit. Deshalb hat Familie Wieczorek frühzeitig beschlossen, den ‚pferdigen‘ Nachwuchs selbst zu züchten. 1986 wurde unter der „neuen“ Leitung das erste Haflinger-Fohlen geboren, es ist seitdem nur ein einziges Jahr vergangen, in dem es keine Fohlen auf dem Hof gab. 1986 begann mit dem Zukauf der ersten Welsh – Cob Stute auch die Welsh-Zucht. Es sind alle Sektionen vertreten: Welsh A, B, C und D. Die Welsh-Schar ist auf 64 Ponys angewachsen, es gibt auch noch einige Shettys, drei Haflinger und zwei New Forest Ponys.
Selbst züchten, selbst aufziehen, selbst ausbilden – das macht am meisten Spaß. Alle selbst gezüchteten Ponys tragen seit 1991 auch das Präfix „Ponyland“. Die Welsh-Zucht ist inzwischen bundesweit bekannt – viele Fohlenchampionatssieger, Staatsprämienstuten und einige gekörte Hengste stammen aus der „Ponyland-Zucht“ aus Norddeich. Die Hofnachfolge ist gesichert: Pia Wieczorek, Bürokauffrau und Pferdewirtschaftsmeisterin, ist in die Fußstapfen der Eltern getreten und arbeitet hauptberuflich auf dem Hof.
Bei herrlichem Sommerwetter gab es im großen Garten Kaffee und Kuchen und Getränke, für die Kinder wurde Kinderschminken, Basteln und Ponyreiten angeboten und für die Erwachsenen eine Führung durch den großen Stall mit Vorführung der neuen Einstreuvorrichtung.
So ist der Hof arbeitswirtschaftlich optimal ausgestattet und gut für die Zukunft gerüstet.